Vulkane - in Island „an jeder Ecke"
Vulkanische Aktivität ist in Island eine ganz alltägliche Sache. Die Menschen haben gelernt, sowohl mit den Nachteilen als auch mit den enormen Vorteilen wie der Erdwärme und der spektakulären Natur zu leben – und sie sogar zu Unterhaltungszwecken zu nutzen.
DER MITTELOZEANISCHE RÜCKEN UND EIN HOTSPOT
Island liegt auf dem Mittelatlantischen Rücken, einem 40.000 km langen Riss im Meeresboden, der durch das Auseinanderdriften der Nordamerikanischen von der Eurasischen Platte entstanden ist. Noch heute wächst das Land jedes Jahr um etwa 2 cm, da es sich an den Stellen, wo die beiden tektonischen Platten aufeinandertreffen, weiter aufspaltet und neues Magma die Lücken füllt. Dementsprechend gehört der westliche Teil Islands zur Nordamerikanischen Platte und der östliche Teil zur Eurasischen Platte. Das bedeutet, dass Island auf zwei Kontinenten liegt.
Ein weiterer wichtiger Akteur des isländischen Vulkanismus ist eine mächtige Magmawolke, die im Mantel unter der Insel eine Hitze- und Magmawelle erzeugt und Islands Kruste über den Meeresspiegel hebt.
VULKANAUSBRÜCHE ALLE VIER JAHRE
Aufgrund seiner Lage in einer einzigartigen Umgebung, in der ein kontinentaler Graben auf eine Magmawolke trifft, ist Island eines der vulkanisch aktivsten Gebiete der Erde. Im Durchschnitt erlebt Island alle vier Jahre einen Vulkanausbruch. Ein Drittel der gesamten Lava, die seit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren durch Vulkane auf der Erdoberfläche produziert wurde, ist in Island ausgebrochen. Die größte Lavamasse, die bei einem einzigen Ausbruch auf dem Planeten während des Holozäns freigesetzt wurde, ist The Great Þjórsá Lava. Der Lavastrom brach vor etwa 8.600 Jahren aus und wird auf 26 km3 geschätzt.
Die gleiche geologische Aktivität steckt auch hinter einigen der spektakulärsten Naturschätzen Islands. Die bergigen Landschaften, schwarzen Lavafelder, schwarzen Sandstrände, geothermischen Becken und Geysire und sogar die Gletscher resultieren aus einem kontinuierlichen Zusammenspiel zwischen vulkanischer Aktivität und den Elementen der Natur.
Mehr über die jüngsten Ausbrüche in Island (auf Englisch)
VULKANE PRODUZIEREN GLETSCHER, JÖKULHLAUPS UND SANDUR-EBENEN
Es mag wie ein Widerspruch klingen, aber es ist tatsächlich so, dass Vulkane Gletscher hervorbringen. Durch den Vulkanismus entstehen Berge, die bis in kühlere Schichten in der Atmosphäre reichen. Dort wird die Feuchtigkeit aus der Luft aufgenommen, die dann wiederum die Gletscher auf dem Gipfel wachsen lässt.
Die aus dem Inneren der Vulkane ausstrahlende Hitze schmilzt das Eis von unten, und wenn sich genug Wasser in Vertiefungen unter dem Eis angesammelt hat, um die Eiskappe oben anzuheben, bricht es unter der Gletscherfront heraus und erzeugt einen Gletscherlauf oder „Jökulhlaup“ auf der davor gelegenen Auswaschebene oder dem „Sandur“. Dieser Prozess ist so einzigartig auf der Welt, dass sich die isländischen Wörter für diese Phänomene sogar international etabliert haben.
VORTEILE DES VULKANISMUS
Die Isländer profitieren auch von den Vorteilen enormer geothermischer Energieressourcen, einer der billigsten und saubersten Energieformen überhaupt. Über 85 % der isländischen Haushalte werden durch natürliche geothermische Wärme aus heißen Quellen in den meisten Teilen Islands beheizt. Zudem ist das Schmelzwasser aus den Gletschern für das Land eine potenzielle Wasserkraftquelle. Dank all dieser sauberen Energie gehört Island zu den am wenigsten verschmutzten Ländern der Welt.
Das Zusammenspiel von Vulkanen und Gletschern führt zur Entstehung von Unmengen von Vulkanasche, die den Boden düngt und schöne schwarze Sandstrände entstehen lässt.
Ganz zu schweigen vom Unterhaltungswert von „touristischen Ausbrüchen“ – und vielleicht von Island und seinen Vulkanen inspirierter Filmmusik aus Hollywood.